TV-Kunstturner auf dem Sprung in die Regionalliga

Nur eine Mannschaft aus der Turnlandesliga wird sich für die Regionalliga qualifizieren. Den ersten von drei Qualifikationswettkämpfen in der hessischen Oberliga hatte das Langener Team bereits in einer überragenden Form für sich entschieden. Am vergangenen Sonntag mussten sich die sechs Turner des TVL erneut dem stattlichen Feld von insgesamt fünfundsiebzig Teilnehmern stellen. Nicht jeder Turner ist in der Lage, den hohen Anforderungen eines Gerätesechskampfes zu genügen und so sind in fast allen Mannschaften Spezialisten aus einem bis zu zehn Turner zählendem Team an nur ein oder zwei Geräten am Start.

Andreas Eich am Barren

Die Tradition eines vollen Sechskampfes ist aber das mittlerweile gefürchtete Merkmal des Langener Teams. Fünf der sechs Turner aus Langen starten an allen Geräten auf einem hohen Leistungsniveau.

Beginnen mussten die Langener dieses mal am Pauschenpferd, ein schwieriges Gerät für den Einstieg in einen Wettkampf. Mit 29,55 Punkten blieb hier das Ergebnis hinter den gesteckten Erwartungen zurück und nur Tobias Künstler und Thomas Schösser waren mit 10,9/9,75 Punkten im Soll.

Christopher Schmidt-Knatz am Hoch Reck

An den Ringen war es wieder Tobias Künstler, der mit glänzenden 13,75 Punkten den Höchstwert erturnte, gefolgt von Alexander Patz mit 13,0 Punkten und Andreas Eich mit 11,5 Punkten. Eine sehr gute Mannschaftsleistung von 38,25 Punkten an diesem Gerät ließ schnell vergessen, dass Tobias van Roo seine neu zusammengestellte schwierige Übung noch nicht ganz durchturnen konnte.

Am Sprungtisch wurde eine Mattenkante Andreas Eich nach vollendetem Tsukahara (Radwende-Salto rückwärts) zum Verhängnis, er stürzte nach der Landung, als er einen kleinen Ausfallschritt für einen sicheren Stand benötigte. Mit 33,5 Mannschaftspunkten war das Team auch hier nicht ganz zufrieden, man war sich bewusst, dass in dieser Disziplin noch „Luft nach oben ist“.

Tobias Künstler an den Ringen

Aber nun folgten die starken Durchgänge der TVL- Riege, Barren, Reck und Boden.

Keine andere Mannschaft zeigte an diesen Geräten auch nur annähernd vergleichbare Leistungen.

Mit 40,5 Punkten für die Barrenleistung machten die Langener ihren Anspruch auf den Tagessieg deutlich. Übungen von Christopher Schmidt-Knatz (13,7), Andreas Eich (13,6), und Tobias van Roo (13,2) wurden hier mit viel Beifall bedacht.

Tobias Van Roo an den Ringen

Am Reck konnte das Team zwar die 40 Punkte nicht erreichen, dennoch waren die 36,55 Punkte Tageshöchstleistung, für die Christopher Schmidt-Knatz mit 12,5 Punkten, Tobias van Roo mit 12,55 Punkten und Andreas Eich mit 11,5 Punkten sorgten.

Im Bodenturnen zeigten einige Athleten der anderen Mannschaften sehr ansprechende Leistungen, aber in dieser Disziplin trumpfte das TVL-Team sowohl mit der individuellen Tageshöchstleistung als auch mit der höchsten Mannschaftswertung auf. Alexander Patz blieb unbeeindruckt von einer Fußverletzung, die Christopher Schmidt-Knatz sich in der Abschlussbahn der ersten Übung zugezogen hatte und zelebrierte eine sprungstarke Kür, die mit 12,9 Punkten honoriert wurde. Andreas Eich zeigte zum ersten mal einen Strecksalto mit eineinhalbfacher Schraube in der Abschlussbahn und erhielt dafür 13,65 Punkte. Als letzter Turner musste Tobias van Roo seine Sprünge, Kraft-und Gleichgewichtselemente vorführen und dies gelang ihm wie keinem anderen in diesem Wettkampf mit der Tageshöchstwertung von 14,4 Punkten (Mannschaft 40,95).

Mit 219,30 Punkten beendete das TVL-Team den Wettkampf mit 10 Punkten Vorsprung vor dem TuS Ober-Ingelheim und Elz.

Die Mannschaft des TV-Langen. Andreas Eich; Thomas Schösser; Tobias Künstler; Tobias van Roo; Christopher Schmidt-Knatz; Alexander Patz

(Zur Erläuterung sei hier erwähnt, dass sich die Bewertung einer Übung aus den in einer Wertungsvorschrift festgelegten Punktwerten für 8 – entsprechend ihrem Schwierigkeitsgrad – dargebotene Elemente, sowie der Bewertung für die Ausführungsqualität zusammensetzt. So werden für jede Übung 10 Ausführungspunkte zugrunde gelegt, von denen die Kampfrichter nach technischen- oder Haltungsfehlern festgelegte Abzüge vornehmen.)

Die finale Entscheidung über den Aufstieg in die Regionalliga fällt am 16 November in der 3. Wettkampfrunde, nach zwei hochverdient gewonnenen Durchgängen sollte das Sextett aus Langen aber wohl schon eine Vorentscheidung herbeigeführt haben.

Einen Haken hat der Gedanke an einen Aufstieg allerdings, denn in der Regionalliga sind die Ansprüche an eine wettkampfgerechte Hallenausstattung viel höher, als sie in Langen existiert. Die drei Großsporthallen sind in keiner (!) Weise mit Geräten für solche Ligen ausgestattet. Für die Erstausstattung der Dreifelderhalle an der Dreieichschule hatte der Kreis die Sportlehrer ermuntert, eine Liste notwendiger Geräte zusammenzustellen. Diese Aufgabe übernahm der damalige Sportlehrer und ehemalige Bundesligaturner Georg Burandt nur zu gerne. Er erarbeitet eine am Schulbedarf orientierte Geräteliste, die auch einen Turnwettkampf zumindest auf Regionalliganiveau erlaubt hätte. Die Enttäuschung war groß, als billigste und technisch unzulängliche Geräte geliefert wurden, von denen einige bei amtlicher Überprüfung sogar wieder wegen mangelnder Betriebssicherheit entfernt werden mussten.

Tobias Van Roo am Barren

Ein Aufstieg ist also nur möglich, wenn eine Halle außerhalb von Langen (!!) mit entsprechender Ausstattung für drei Wettkämpfe angemietet werden kann.

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