Die Deutschen Turnfeste sind Höhepunkte in der Chronik jeden Turnvereins. Langfristige Vorbereitung auf den Wettkampfplan, Urlaubsantrag stellen und intensive Information über die einladende Stadt und die „Schlafschule“. Das sind normalerweise die wichtigen Dinge im Vorfeld, durch sie wird auch die ansteigende Vorfreude auf das Ereignis wesentlich mitbestimmt.
Was aber, wenn das Turnfest „nach Hause“ kommt, wie dies jetzt geschehen ist? Für die Teilnehmer fällt damit die Reisevorbereitung und damit auch die freudige Erwartung eines gemeinsamen Erlebnisses in der Ferne aus. Sehr schade! Andererseits muß ja immer jemand das Turnfest ausrichten und damit auch Gäste empfangen. Dieses Mal waren nun die Frankfurter und die Region an der Reihe. Eine völlig neue Perspektive, denn sie bedeutete die Übernahme einer Gastgeberrolle. Für erwartete 60000 Gäste eine herkulische Aufgabe, die nur von zahllosen freiwilligen Helfern zu bewältigen war.
Für die Turn- und Gymnastikabteilung des TV-Langen hieß dies konkret Planung und Durchführung der Unterbringung und Betreuung von etwa 450 Gästen in der Dreieichschule. Die Leitung dieses Kraftaktes übernahm Reinhard Knatz, der sofort zuverlässige Helfer aus der Kunstturnabteilung verpflichtete und engen Kontakt zur Rhythmischen Sportgymnastik aufnahm. All diese Turnfestorganisatoren besuchten „Helferschulungen“ des DTB in Frankfurt.
Es folgten in der Abteilung mehrere Versammlungen mit zunehmend detaillierter Planung, ein reger E-Mail-Verkehr und Kontaktaufnahme mit der Gastschule. Letzteres war insofern sehr unproblematisch, da zwei Vereinsmitglieder gleichzeitig zum Lehrkörper des Gymnasiums gehören. Auf diesem Wege wurden auch die Hausmeister der Schule frühzeitig informiert und sofort ein Speisen und Getränkeangebot für die Gäste entwickelt. Diese Aufgabe übernahm Herr Trzebinski mit seiner Familie, die damit ganz wesentlich dazu beitrugen, dass sich letztendlich alle untergebrachten Vereine hervorragend betreut und umsorgt fühlten.
Zunächst aber waren in der Planung über hundert „Dienste“ zu verteilen, die von der Frühstückszubereitung über Tageswache bis zur Nachtwache reichten. Über E-Mails wurde ein entsprechender Dienstplan nach und nach mit freiwilligen Helfern gefüllt, Gymnastinnen, Turner und Turnerinnen, Trainer, Eltern und nicht zuletzt Senioren und Seniorinnen ließen sich hier eintragen.
Diese Helfer wurden von Reinhard Knatz in einer abschließenden Kurzschulung über alle wichtigen Punkte ihrer Gastgebertätigkeit vor Ort eingewiesen. Unmittelbar vor der Anreise der Vereine bereiteten die Turner 34 Klassenräume als Übernachtungsplatz vor, etwa 1000 Stühle und 500 Tische mußten aus dem Weg geräumt und der Boden gereinigt werden. Durch direkten E-Mailkontakt mit den Gastvereinen konnte die Raumverteilung unter Berücksichtigung von Sonderwünschen im Vorfeld festgelegt werden. Um den Gästen Orientierungshilfen zu geben, wurden Beschilderungen in der Schule angebracht und zudem Verkehrsinformationen bereitgestellt.
Der Erfolg der Planung im Vorfeld zeigte sich im nahezu reibungslosen Ablauf aller Dienste. Der anstrengendste Dienst war sicherlich der Nachtdienst von 20:00 bis 6:00, der zweifellos interessanteste Dienst war die Frühstücksschicht, in der bis zu 6 Helfer die in der Nacht angelieferte Verpflegung zur Ausgabe vorbereiteten und auch verteilten. Die Frühstückszeit war die Zeit des engeren Kontaktes mit den Gästen, die dabei stets ihre uneingeschränkte Zufriedenheit bekundeten, geht man davon aus, dass das Fehlen von Nutella und Orangensaft nicht zu Lasten der Helfer ging.
Von ihrem Wettkampftag zurückgekehrt konnten die Gäste sich bequem unter dem Anbau in die abendliche Sonne setzen und den Sonderservice von Hausmeister Trzebinski genießen: Würstchen und Steaks vom Grill und Getränke für alle Altersgruppen.
Nicht unerwähnt bleiben soll aber auch, dass zwei Helfer aus der Kunstturnabteilung – namentlich Christopher Schmidt-Knatz und Tobias van Roo – sich auch als aktive am Turnfest beteiligten und einen Wahl-Wettkampf bestritten. Beide konnten sich in einem Feld von 247 Teilnehmern in hervorragender Form zeigen und belegten zum Schluss die Plätze 12 (Christopher) und 31 (Tobias). Dabei ließen sie nicht einfach nur mehr als 200 Konkurrenten hinter sich, sondern hatten auch fast nur ältere Turner auf den Plätzen vor sich. Demnach war das Turnfest auch aus Sicht der Aktiven ein Erfolg.