Landesturnfest Bad Homburg

Mit 12 Teilnehmern waren die Kunstturner/innen im Kaiserin-Friedrich-Gymnasium in Bad Homburg v.d.H. am 13.Juni eingezogen. Im Klassenzimmer ohne Lehrer und Unterricht, dafür aber mit Schlafsack, wie man es ja von Turnfesten kennt.

Nach Quartiernahme folgte die Besichtigungstour zur Erkundung der attraktiven Stadt am Fuße des Taunus. Vor allem die Schönheit des ausgedehnten Stadtparks mit seinen großen, alten Bäumen hatte es allen Teilnehmern sofort angetan, im Vergleich zur von der Vielzahl der Turnfestbesucher beherrschten Innenstadt stellte er eine Oase der Ruhe und Erholung dar.

Nach der ersten kurzen Nacht musste am Donnerstag früh Sascha Karplak sein Frühstück zu einer Zeit einnehmen, zu der alle anderen gerne noch im warmen Schlafsack blieben.

Der Jahn-9-Kampf stand für ihn auf dem Terminplan, neun Übungen aus dem Bereich der Leichtathletik , dem Schwimmsport und dem Turnen. Noch am wenige Tage zuvor war sich Sascha nicht sicher, ob er mit einer noch kaum überstandenen Fußgelenkverletzung würde laufen und springen können. Im übrigen war da natürlich auch ein erheblicher Trainingsrückstand im Bodenturnen und am Sprungpferd, den 100m-Sprint musste Sascha völlig ohne Vorbereitung absolvieren. Mit vollem Einsatz kämpfte sich das insgesamt sehr starke Teilnehmerfeld durch die 9 Übungen. Am späten Nachmittag entschied die letzte Disziplin, die 100m-Freistil-Strecke, über den Tagessieger. Den Titel holte sich Florian Krick aus Seeheim, den die Turner vor allem als Mitglied der Bundesligamannschaft des MTV-Urberach kennen. Von Sascha Karplak weiß man, dass er schon immer zwischen Turn-und Schwimmhalle pendelte, gute Voraussetzungen für einen Mehrkampf also. Lediglich die schwächeren Ergebnisse in den leichtathletischen Disziplinen verhinderten eine noch bessere Platzierung, Er erreichte einen unter diesen Bedingungen sehr guten 6. Rang. Die erzielte Punktzahl genügte zur Freude aller zur Qualifikation für die deutschen Endkämpfe.

Am dritten Tag des Turnfestes nahmen die übrigen Turner/innen ihre Turnfest-Wahlwett-kämpfe auf. Vier Übungen aus dem Bereich Gerätturnen und/oder der Leichtathletik, dem Schwimmen und dem Trampolinspringen waren zu absolvieren. Das Teilnehmerfeld und damit die Konkurrenz ist in diesen Wettkämpfen immer besonders groß. Andreas Eich musste dies mit 73 Aktiven in seiner Altersgruppe als erster erfahren. Sein 5. Platz ist ein schöner Erfolg. Noch mehr Wettkämpfer meldeten sich in der Altersgruppe 13-14 Jahre. Hier kämpfte Tobias Künstler mit 109 Mitstreitern um Punkte und erzielte einen respektablen 12. Rang. Zur gleichen Zeit stellten sich die Turnerinnen in der Sporthalle der Gesamtschule am Gluckenstein ihren Kampfrichterinnen vor. Für die Mädchen des TV das erste Sammeln von Wettkampferfahrung unter der Leitung ihrer Trainerin Criselle Eschmann. Manuela Künstler erreichte mit dem 52. Rang eine Platzierung im vorderen Drittel der 159 (!) Teilnehmerinnen, Verena Spinner erzielte Platz 63, Katrin Baldischweiler belegte den 74. Rang.

Am Nachmittag gingen die Turner der Alterstufe 17/18 und 19 bis 29 an die Geräte. Unter 52 Teilnehmern sicherte sich Christoph Burandt einen hervorragenden zweiten Platz, Nils Henning wurde in der gleichen Altersstufe 5. des Wettbewerbs. Christoph turnte nach mehreren Verletzungen seine erste Wettkampfübungen an Boden und Sprung und zeigte eine gleichmäßig starke Leistung an den Geräten. Er beendete seinen Wettkampf am Trampolin mit dem wohl besten Sprung des Tages, einem gekonnten Salto gestreckt mit einer eineinhalbfachen Schraube. In der Altersstufe zwischen 19 und 29 Jahren gingen 123 Turner an die Geräte. In dieser großen Teilnehmergruppe landete Frederik Berck nach technisch sehr sauber vorgetragenen Übungen auf Rang 9, Alexander Tschuprow erreichte mit Platz 11 ebenfalls eine Position im vorderen Bereich des Teilnehmerfeldes.

Im weiteren Verlauf des Tages begab man sich in die Rolle des Zuschauers bei diversen anderen Wettkämpfen, die erst am späten Abend endeten. Ein besonderer Dank war auf jeden Fall dem Wettergott bis zu diesem Abend zu sagen, nach sonnigen Tagen konnten die Turnfestteilnehmer noch lange im Außengelände ihrer Schule zusammensitzen und die anbrechende Nacht genießen.

Der nächste Tag wurde von den Aktiven unterschiedlich genutzt. Die einen lockte das großzügig angelegte Schwimmbad mit gekoppeltem Hallenbad, die anderen nutzten die Zeit für dringende Einkäufe in der Stadt. Auch wettkampfmäßig bot dieser Tag einiges für die sporthungrigen, es wurden noch verschiedene hessische Meisterschaften an diesem Tag an verschiedenen Orten entschieden.

Nach einem gemeinsamen Abendessen im Parkgelände machten sich die „TV-ler“ zur Sportschau mit der Finalentscheidung an den einzelnen Geräten auf. Auf der zeitgleich stattfindenden Turnerjugend-Fete vertrat Nils Henning die Turnabteilung im Alleingang.

Die Sportschau wurde das herausragende und abschließende Erlebnis dieses Turnfestes! Zum ersten mal gewann in einem deutschen Bundesland ein dreizehnjähriger Schüler alle (!!) sechs Gerätetitel bei den Männern, und dies, obwohl unter anderem die gesamte schlagkräftige Bundesligamannschaft des MTV-Urberach an diesem Wettkampf teilnahm. Fabian Hambüchen aus Niedergirmes turnte sich mit einer für seine Altersgruppe für unmöglich gehaltenen turnerischen Reife in die Herzen der anwesenden Zuschauer. Nicht unerwartet für Eingeweihte und doch früher als vermutet kommt diese Leistungsexplosion, die wohl ein spannendes Kapitel in der Geschichte des deutschen Männerturnens einleitete.

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